Meteor Lake und Granite Ridge klingen nach Schauplätzen in einem Science-Fiction-Film. Tatsächlich handelt es sich aber um die kommenden CPU-Generationen von Intel und AMD.
Viele Jahre hatte es sich Intel auf dem Prozessor-Thron gemütlich gemacht. Bis AMD 2017 mit seiner Zen-Core-Architektur und den darauf basierenden Ryzen- und Ryzen-Threadripper-CPUs quasi über Nacht gleichzog. Seitdem herrscht ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Herstellern. Mit welchen CPUs 2023 zu rechnen ist, hat COMPUTER BILD recherchiert.
Intels 13. Generation für den Desktop: Raptor Lake
Als AMD im Spätsommer 2022 seine Ryzen-7000er-Serie auf den Markt brachte, schob Intel seine „Raptor Lake“ genannte 13. Prozessor-Generation direkt hinterher. Wie schon die vorangegangenen Alder-Lake-Prozessoren ließ Intel die Chips im optimierten 10-Nanometer-Verfahren fertigen. Gleich blieb auch die hybride Bauweise mit unterschiedlich kräftigen Kernen. So verpasste der Hersteller beispielsweise seinem Zugpferd Core i9-13900K acht starke Recheneinheiten des Typs „Golden Cove“, sogenannte P-Kerne („P“ steht für Performance, also Leistung), und 16 stromsparende Recheneinheiten, sogenannte E-Kerne („E“ steht für Effizienz) des Typs „Gracemont“. Während sich P-Kerne gut für leistungshungrige Anwendungen wie Adobe Photoshop oder Premiere eignen, erledigen E-Kerne einfache Office- und Internetanwendungen.
Intels 13. Generation für Notebooks: Raptor Lake
Voraussichtlich zur Technikmesse CES (Consumer Electronics Show, 5. bis 8. Januar 2023 in Las Vegas, US-Bundesstaat Nevada) stellt Intel seine 13. CPU-Generation für Notebooks vor, eine Mischung aus Alder Lake und Raptor Lake. Mehr Kerne dürfte es zwar nur in den Top-Modellen geben, die Taktfrequenz soll aber durch die Bank steigen. Ende November 2022 waren bislang unbestätigte Mobil-CPUs der 13. Generation bei CPU-Z aufgetaucht – einer Freeware, die es Nutzern ermöglicht, ihre Hardware-Daten auszulesen und anzuzeigen. Darunter: Intel Core i7-13700H und Core i5-13500H. Das H steht dabei für Intels leistungsstarke Mobilprozessoren, die insbesondere Gamer und Kreative ansprechen sollen.
Zudem sickerten Prozessoren mit den Endungen „HK“ und „HX“ durch. „HX“ bedeutet, dass ein Desktop-Chip verbaut ist, es sich also um eine besonders starke Version handelt. So soll der i9-13900HX mit 24 Kernen ausgestattet sein und einen maximalen Boost-Takt von 5,4 GHz aufweisen. Die Leistungsaufnahme (TDP) soll bei 55 Watt liegen. Bleibt Intel seiner 12. Alder-Lake-HX-Generation treu, ist jedoch davon auszugehen, dass die CPU verlötet und damit nicht austauschbar ist. „HK“ wiederum heißt, dass das Modell einen freien Multiplikator zum Übertakten hat. User rufen dadurch noch mehr Leistung ab.
Unterhalb der „H“-Reihe platziert Intel seine „P“- und „U“-Serien, die vor allem das Herzstück leichter Notebooks bilden sollen. Die P-Modelle sollen dabei gleichzeitig relativ leistungsstark sein, die U-Modelle legen den Schwerpunkt auf einen geringen Energieverbrauch.
Meteor Lake: Nur für Notebooks?
So wie es aussieht, verabschiedet sich Intel 2023 mit „Meteor Lake“ von seiner bisherigen 10-Nanometer-Fertigung. Stattdessen dürfte der Hersteller seine Chips der 14. Generation in Zukunft im 4-Nanometer-Verfahren produzieren. Der Vorteil: Kleinere Strukturbreiten erlauben es, deutlich mehr Transistoren zu integrieren. Das sorgt für mehr Tempo. Im Vergleich zur Vorgängergeneration soll die Leistung pro Watt um 20 Prozent zunehmen. Intel setzt erneut auf das mit „Alder Lake“ eingeführte Hybrid-Verfahren mit großen P-Kernen und bis zu 32 kleineren E-Kernen. Zudem gibt es unter Umständen einen dritten Kerntyp mit der Bezeichnung LP („Low Power“), der besonders stromsparend sein könnte. Mit „Redwood Cove“ und „Crestwood“ kommt obendrein eine neue Mikroarchitektur ins Spiel. Vom LGA-1700-Sockel müssen sich Intel-Fans aber voraussichtlich verabschieden. Stattdessen könnte der neue LGA-1851-Sockel zum Einsatz kommen, was ein Mainboard-Upgrade erfordern würde. Zumindest was Desktop-PCs angeht, sollte man sich aber nicht zu früh von „Raptor Lake“ verabschieden. Gerüchten zufolge will Intel die Nachfolgebaureihe vorerst nur für Notebooks auflegen, während das Unternehmen Desktop-PCs womöglich eine Raptor-Lake-Neuauflage mit 100 bis 200 MHz höheren Taktraten spendiert.
Intels 15. Generation: Arrow Lake
Der Name von Intels 15. CPU-Generation ist ebenfalls bekannt. Die übernächste Intel-Core-Reihe soll auf den Namen „Arrow Lake“ hören und ab vierten Quartal 2023 bis Frühjahr 2024 anlaufen. Auch bei „Arrow Lake“ soll es sich um eine hybride Bauweise aus P- und E-Kernen handeln. Während „Lion Cove“ die „Redwood Cove“-Architektur ersetzt, löst „Skymont“ „Crestwood“ ab. Das Desktop-Top-Modell von „Arrow Lake“ soll über 40 Kerne verfügen, die sich auf acht starke P- und 32 stromsparende E-Kerne aufteilen sollen. Bei den mobilen CPUs soll eine Version der Unterreihe Alder Lake-P mit sechs P-Kernen und acht E-Kernen zum Einsatz kommen. Gerüchten zufolge will Intel die EUs (Execution Units) der Notebook-CPU von 96 auf 320 anheben und das bei einer Leistungsaufnahme von bis zu 55 Watt. Damit könnte der Hersteller insbesondere Apples MacBook-Konkurrenz ins Visier nehmen.
Intels 16. Generation: Lunar Lake
Auf „Arrow Lake“ folgt „Lunar Lake“. So ist es zumindest Intels Roadmap zu entnehmen. Bislang ist bekannt, dass die Fertigung der Chips 2025 anrollen und sowohl intern als auch extern ablaufen soll. Nähere Details zu den Prozessoren stehen aktuell aus.
AMD Ryzen 7000 für den Desktop: Raphael
Auch mit seiner aktuellen Prozessor-Reihe Ryzen 7000 (Codename „Raphael“) macht AMD Konkurrent Intel das Leben schwer. Mit frischer Zen-4-Architektur und gefertigt im modernen 5-Nanometer-Verfahren bei TSMC (Taiwan Semiconductor Manufacturing Company), erreicht der Hersteller eine um durchschnittlich 13 Prozent höhere Leistung pro Takt gegenüber der Vorgängergeneration Ryzen 5000. Ferner spendiert AMD seinen Ryzen-Desktop-CPUs erstmals eine integrierte RDNA-2-Grafikeinheit, die eine gesonderte Grafikkarte bei Rechnern, die nicht auf Gaming ausgelegt sind, überflüssig macht. An der unangefochtenen Prozessorspitze steht der Ryzen 9 7950X. Mit seinen 16 Kernen und einer Leistungsaufnahme von knapp 170 Watt, taktet er mit bis zu 5,7 GHz, der Basistakt liegt bei 4,5 GHz. Das macht ihn satte 20 Prozent schneller als den Vorgänger, den Ryzen 9 5900X, und 13 Prozent flinker als den Ryzen 9 7900 X. Die CPU überzeugte auch im COMPUTER-BILD-Test und schlug sogar den unmittelbaren Kontrahenten Intel Core i9-13900K.
AMD Ryzen 6000 für Notebooks: Rembrandt
Und wieder einmal war AMD schneller: Kurz bevor Intel die Laptop-Varianten seiner Alder-Lake-CPUs vorstellte, schob AMD im Januar 2022 seine Rembrandt-CPUs für Notebooks auf den Markt. Auf Basis der Ryzen-5000-Architektur kommen bei „Rembrandt“ überarbeitete CPU-Kerne auf Basis von Zen3+ zum Einsatz. Statt bislang mit 7 Nanometern lässt AMD die 6000er-Prozessoren mit 6 Nanometern bei TSMC fertigen. Das soll vor allem die Effizienz erhöhen und so die Akkulaufzeiten von Notebooks verlängern. Wie schon bei Ryzen 5000 (Codename „Cezanne“), erhält die Rembrandt-Serie je nach Modell bis zu acht CPU-Kerne und einen Zwischenspeicher von maximal 20 Megabyte (L1+L2 Cache). Hochgedreht hat AMD aber den Takt: Bis zu 11 Prozent Mehrleistung pro Kern ist im Vergleich zur Vorgängergeneration drin. Nimmt man alle Kerne eines Chips zusammen, liegt das Leistungsplus sogar bei bis zu 30 Prozent, so der Hersteller. Auch hier an Bord: ein RDNA-2-Grafikchip, der eine separate Grafikkarte überflüssig macht – zumindest für grafisch weniger fordernde Anwendungen.
AMD: Ryzen 8000 – Granite Ridge und Strix Point
Mit einem Release der 8000er-Serie für den Desktop soll AMD der Seite videocardz.com zufolge erst für 2024 planen. Laut seiner Roadmap verwendet der Hersteller für die CPUs die Zen-5-Architektur und lässt die „Granite Ridge“-Chips im 3- und 4-Nanometer-Verfahren bei TSMC fertigen. Auch eine mobile Variante des Ryzen 8000 soll es geben. Dabei verwendet das Unternehmen sehr wahrscheinlich eine hybride Bauweise – wie Konkurrent Intel: Bis zu acht starke Kerne und vier stromsparende Recheneinheiten mit dem Namen Zen 4c will AMD den Gerüchten zufolge auf die Chips pflanzen. Obendrein soll ein RNDA-3+-Grafikchip zum Einsatz kommen.